Seiten

31. Oktober 2025

Happy Halloween – oder: Wenn der Kürbis das Gehirn ersetzt

Ach, „Happy Halloween“ – dieser kulturbereichernde Import aus der großen McWelt. Einst ein Tag, an dem brave Europäer vielleicht mal ein Gedicht lernten oder ihre Großeltern besuchten, und heute? Heute schnitzen wir mit leuchtenden Augen Fruchtgemüse an, ziehen Plastikumhänge aus Fernost über und brüllen „Süßes oder Saures“, während wir geistig ungefähr auf dem Niveau eines vergessenen Toffees im Teppich vor uns hin schmelzen.

Natürlich, man darf ja nichts sagen. Halloween ist voll cool, sagen die Social-Media-Priester, während sie sich dritte-Hand-Vampirzähne einsetzen, um eine Tradition zu feiern, die bei uns ungefähr so viel authentische Verwurzelung hat wie eine Palme in der Arktis. Aber Hauptsache, das Gesicht ist bemalt, die Wohnung ist mit Plastikfledermäusen dekoriert, und irgendwo läuft eine Amazon-Wish-Version von „Monster Mash“.

Und dann diese Freude an der Verblödung. Man lernt ja sooo viel dabei! Zum Beispiel, wie man mit Zucker Kinder ruhigstellt. Wie man Nachbarn belästigt, die eigentlich nur in Ruhe ihre Heizkostenabrechnung beweinen wollen. Und wie man kulturelle Einflüsse schluckt, ohne einmal zu kauen. Globalisierung nennt man das, glaube ich. Oder kulturelle Kapitulation? Ach egal – der Unterschied ist eh nur noch akademisch, und Akademisches ist ja inzwischen eher verdächtig.

 

Währenddessen steht in irgendeiner Ecke Europas eine staubige Laterne von Sankt Martin und seufzt leise. Früher liefen Kinder mit selbstgebastelten Laternen und sangen Lieder. Heute ziehen sie mit LEDs, Gummigedärmen und einer bedrohlichen Menge Industriezucker in die Nacht. Fortschritt, nennt man das wohl.

Aber lassen wir uns die Stimmung nicht vermiesen! Schließlich ist Halloween die perfekte Gelegenheit, sich zu verkleiden – als Hexe, Vampir oder einfach als ahnungsloser Kulturkonsument, der brav alles mitmacht, was aus Amerika kommt. Man will ja modern sein. Identität? Geschichte? Ach, wer braucht sowas, wenn man Kunstblut im Angebot hat!

Also: Happy Halloween!

Hebt den Plastikbesen, füttert die Zuckerindustrie, und lasst uns gemeinsam feiern, wie wir Stück für Stück die eigene Tradition wegfeiern – mit Stil, mit Glitzer, und mit maximaler geistiger Hohldichte.

Immerhin gibt’s Rabatt auf Süßigkeiten am 1. November.

Man muss Prioritäten setzen.